Kategorie: Magazin

DIY Urban Farming mit Hydroponics und Aquaponics

Das 21 Jahrhundert ist das Jahrhundert der Städte. Schon jetzt siedeln mehr Menschen in urbanen Räumen, als je zuvor. Für das Jahr 2050 prognostizieren die Vereinten Nationen eine Weltbevölkerung von neun Milliarden Menschen, von denen rund zwei Drittel in städtischen Agglomerationen und Megacities leben werden. Wie gelingt die Transformation zur Stadt der Zukunft? Eine der wichtigsten Fragen: Wie werden neun Milliarden Menschen satt? Die Meere sind nahezu leergefischt, der Klimawandel bedroht die Ernten. Landwirtschaft braucht Fläche, riesige horizontale Felder, gute Böden und genug Wasser für ertragreiche Ernten. Die Anbauflächen konkurrieren zwischen Nahrung, Tierfutter, Treibstoff. Durch wachsende Städte gehen weitere Quadratkilometer des Bodens verloren. Woher kommen die Vitamine, Mineralstoffe und das Wasser? Welche Lösungen liefern Konzepte für Urban Farming und die Kombination von Tech und kreativen, neuen Denkansätzen? Diese Fragen hatte ich im Kopf, als ich an einem strahlend-schönen Sommertag in Tel Aviv auf ein Dach stieg, um Neuland zu entdecken.

Urban Farming Wonderland

„Green in the City“, ein Zusammenschluss des Unternehmens LivinGreen und des ältesten und größten Shoppingcenters von Tel Aviv, dem Dizengoff Center, hatte mich eingeladen, ihre Rooftop-Farm zu besichtigen. Ich recherchierte gerade zur Fortsetzung meines Artikels über Smart Cities unter dem Aspekt Green Cities und war sicher, im SiliconWadi Tel Aviv Input zu finden.

(c) Susanne Weller – Blick auf Dizengoff Tower, Tel Aviv

Auf dem Dach des Dizengoff Center, im vierten Stock, wo bei uns vermutlich ein riesiger Betonparkplatz wäre, hat „Green in the City“ einen funktionalen Showroom für Outdoor-Urban-Farming-Anlagen angelegt, den ich mir angucken konnte. Unter Netzen zum Schutz vor der Sonne stehen hier auf rund 500m2 die Träume jedes Urban Farmers: Vertical Farming Systeme mit Aquaponic, Hypdroponic, einer Kompostieranlage für das eigene Biogas – und einem Bienenstock. Pro Monat werden 15.000 einzelne Varianten von Gemüse und Früchten geerntet, darunter Auberginen, Bananen, zig Salatsorten, Tomaten, Basilikum, Salbei, Minze und Wassermelonen. All das ohne Erde, ohne Saatgut, ohne Pestizide, mit nur zehn Minuten Pflege in der Woche. Die Erntefläche beträgt das Vierfache von der Bodenfläche, alles wächst vier bis acht Mal schneller als im Boden, die Systeme wachsen in die Höhe statt in die Fläche. Wie geht das?

Hydroponic: Die erdenfreie Pflanzenzucht

Mit dem Hydroponic System erfolgt der Anbau von Gemüse, Kräutern und Obst komplett ohne Samen und ohne Erde. Stattdessen werden die Pflanzen in Nährstofflösungen in Wasser kultiviert. Bei der so genannten Deep Water Culture (DWC) schwimmen die Setzlinge in nach unten offenen Plastiktrichtern, die zur Stabilisierung meist in Styroporplatten in flachen Becken stehen. Die Wurzeln hängen komplett im Wasser. Sie brauchen neben der Nährstofflösung auch Sauerstoff, der separat zugeführt wird. Durch die Bewegung des Wassers wird das Wachstum noch mal beschleunigt. Durch übereinander gestapelte Becken vergrößert sich Grundfläche für den Anbau um ein Vielfaches. Alternativ werden die Pflanzen in Löcher – mit oder ohne Plastiktrichter – in oft vertikal angeordnete Röhrensysteme gesteckt (Nutrient Film Technique). Die Nährlösung fließt durch die Kanäle. Die Wurzeln liegen nur zum Teil im Wasser, der andere Teil steht im luftgefüllten Bereich der Röhre. Das System ist leicht und auch ohne agrarwissenschaftliche und technische Ausbildung zu bedienen. Die Nährstofflösungen sind genau berechnet. Eine Art im Wasser hängendes Thermometer zeigt den Stand des Nährstoffgehalts an, so dass die Dosierung beim Nachfüllen exakt getroffen wird.

Aquaponic: City-Fische helfen bei der Bewirtschaftung

Bei Aquaponic teilen sich Fische und Pflanzen ein Behältnis. Fischzucht und Hydroponic kommen hier also zusammen, „Hydroponic mit Fisch“ wird Aquaponic deswegen auch oft genannt. Je nach Fischart kann man die Fische essen. Karpfen sind da sehr beliebt. Der Wasser-Dünger für die Pflanzen entsteht durch die Ausscheidungen der Fische und den Bakterien der Nährstofflösung im Wasser. Hier braucht man mehr Kenntnis für die Handhabung, Fehler in der Dosierung des Fischfutters dürfen nicht passieren, dann gehen entweder die Pflanzen ein oder die Fische.

Die Systeme sind nicht neu, Hydrokultur wird schon lange in der Pflanzenzucht eingesetzt und mit Aquaponic werden seit 2.000 Jahren in China die Reisfelder bewirtschaftet. Neu ist, dass die Produktion und Ernte von agrarwirtschaftlichen Produkten wie Salat, Gemüse, Früchte und auch Fischen in großen Mengen und auch zur kommerziellen Nutzung durch Hydroponic in die Städte einzieht.

Vertical Farming: Ertragreiche Turbo-Landwirtschaft auf kleinem Raum

Hydroponic – ob mit oder ohne Fisch – ist perfekt für die Stadt: Einer der größten Vorteile des Systems ist die Unabhängigkeit vom Ort und von herkömmlichen Pflanz- und Erntezeiten. Außerdem bietet Hydroponic bisher die einzige Möglichkeit, schnell und ertragreich und mit wenig Know-how über Agrarwirtschaft, auf kleinem Platz große Mengen pflegeleicht zu produzieren und das bei totaler Kontrolle über die Nährstoffe und ohne Pestizide. Das System fügt sich ideal in die Kreislaufwirtschaft ein. Kein Abfall, keine Emissionen, keine Transportwege in LKW zu (Super)-Märkten, kein Saatgut, das vielleicht doch Gentechnik enthält, die man ablehnt. Endlich ein gutes Gewissen für den Green Footprint? In Tel Aviv herrschen Idealbedingungen für Outdoor Hydroponic: Die Anlagen müssen nicht vor Frost oder wochenlangem Regen geschützt werden. Der Strom kommt aus Solarzellen. In unseren Breiten würden wir eher geschlossene Indoor-Anlagen aufstellen (müssen). Die gibt es auch, dazu mehr im zweiten Teil des Artikels. Am Stromverbrauch kommt Hydroponic zunächst einmal nicht vorbei, da sind der Nachhaltigkeit Grenzen gesetzt.

Meine Begeisterung für den Acker in der Stadt, für Autarkie und Unabhängigkeit in der Produktion von gesundem Food durch Urban Farming teilen längst nicht alle Menschen. Vielen trauen der Nährstofflösung genauso wenig, wie der Gentechnik, sind der Meinung, dass Gemüse und Früchte ohne Berührung mit Erde nicht die gleichen Nährstoffe enthalten können, wie die mit Erdkontakt. Dass Wetter zum guten und gesunden Gedeihen wichtig ist und mein Traum von Wohnhäusern der Zukunft mit hauseigenem Hydroponic-Schrank und dem verfügbaren, frischen Gemüsesnack wann immer ich will nicht gesund ist, weil der Snack zu viel Retorte und zu wenig gute Natur beinhaltet. Geschmacklich konnte ich jedenfalls keinen Unterschied zum Salat vom Markt feststellen.

Die Konzepte für Vertical Farming in der Stadt stehen am Anfang. Wenn Ackerflächen zu einem knappen Gut werden, kann Urban Farming, eine Landwirtschaft in der Stadt, für die urbane Versorgung mit gesunden Nahrungsmitteln, mit Vitaminen und Mineralstoffen, eine wichtige Rolle spielen und die Zukunft der Landwirtschaft mit prägen.

„Green in the City“ Tel Aviv: Workshops, Kochkurse und auch für Kinder 

„Green in the City“ zeigt die verschiedenen Systeme nicht nur, man kann sie auch benutzen. Regelmäßig finden Workshops und Kochkurse mit den Erträgen aus und auf der Dach-Produktion statt. Termine und weitere Informationen: https://www.yarok-bair.co.il/urban-farming-workshop-en #

Wie geht es weiter?

Teil 2 des Artikels beschreibt Indoor Hydroponics und Home Hydroponics: Wie funktioniert die Technologie, welche Voraussetzungen gilt es zu beachten, welches Wissen braucht man?

Das ist der Auftakt zu einer Artikelreihe über die neuen Erfindungen und Produkte für unsere Welt von morgen. Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und ökologischer Konsum: Die Begriffe sind integraler Bestandteil aller Konzepte, die wir vorstellen. Sie mögen verstaubt klingen, aber die Haltung, für die sie stehen, ist wichtiger denn je. Sie geben die Ziele vor für Unternehmer.innen und Wissenschaftler.innen weltweit und aus allen Bereichen, die mit altem Wissen und neuem Denken die Welt umbauen.

Wir zeigen, wie spannend und faszinierend die Ergebnisse sind. Wenn zum Beispiel aus Algen und Pilzen Materialien werden oder Urban Farming, Food Tech, eMobility und Shared Eonomy die Logistik und unsere Mobilität verändern. Und letztendlich, welche Produkte uns mit gutem Design, transparenter und fairer Produktion begeistern. Sie wollen jetzt direkt mehr wissen? Sprechen Sie uns an.

Randnotizen und Weiterlesen 

Der Begriff Hydroponik kommt aus dem Altgriechischen. Hydro heißt Wasser, Ponik bedeutet Arbeit.

Auf der Website maximumyield.com steht ein guter, ausführlicher Artikel zu Hydroponic

https://www.maximumyield.com/hydroponics-pros-and-cons-of-hydroponic-gardening/2/3049

Der beste Artikel zur Historie von Urban Farming und Fruitwalls im Speziellen steht auf www.lowtechmagazine.com http://www.lowtechmagazine.com/2015/12/fruit-walls-urban-farming.html

Der neue Audio-Boom – Teil 2

Im ersten Teil der Serie ging es um „das Podcast-Fieber“ und „Always On – Radio ist überall“. Jetzt geht es um Beispiele, wie und wieso Radio- und Audio-Content immer wichtiger für Marken und Werbung werden.

Radio wird Audio – und die Nutzer gehen mit

Aus Radio wird Audio, das Gerät ist nicht länger relevant. Entscheidend sind Inhalt und Empfang. Unter dem Begriff Audio wird das gesamte Angebot dessen, was man analog und digital nutzen kann, zusammengefasst. Parallel dazu ist der Begriff „Generation Kopfhörer“ entstanden: Menschen verbinden sich per Kopfhörer mit einem Smartphone oder Tablet, kommunizieren und konsumieren. In dieser permanenten Ansprechbarkeit liegt die Chance für Werbungtreibende, die Audio nutzen wollen.

„Radio ist als Tool für Branding komplett unterschätzt, obwohl die Hörer ihren Sender selten wechseln und eine enge, nahezu freundschaftliche Beziehung zu ihm pflegen. Der menschliche Faktor bei Radio wird noch lange eine Rolle in der Hörergunst spielen“, meint Markus Kühn. Er ist zusammen mit der Ex-MTV-Managerin Mona Rübsamen Gründer und Geschäftsführer von Flux FM, einem unter anderem als „beste Radiostation der Welt“ preisgekrönten Radiosender. Um die Hörer wirklich da zu erreichen, wo sie sich digital und real aufhalten, hat FluxFM mehrere Touchpoints eingerichtet, dazu gehören eine App, mehrere Podcasts, eine Eventlocation. „Das Smartphone ist das zentrale Endgerät und die Steuerungsanlage. Mobile Angebote begleiten unsere Hörer durch den Tag“, so Markus Kühn weiter. „Während TV dem Zuschauer das vermeintlich perfekte Bild vorgibt, triggert Radio Bilder im Inneren des Hörers, die stets viel persönlicher und bedeutungsvoller sind. Die Forschung zeigt, dass gerade das Nebenbeihören, die Aufnahme der Botschaft über das Unterbewusstsein, die Einstellung des Konsumenten zur Marke nachhaltiger beeinflusst als die bewusste Wahrnehmung der Werbebotschaft.“

Die neuen Werbeformate sind genau so flexibel wie das Audio-Medium, in dem sie stattfinden. Vom klassischen Jingle über kuratierte Sendungen bis zu eigenen Apps zeigen sich Unternehmen und Audioproduzenten enorm flexibel, auch in der Anpassung der Werbung an den Kontext.

Programmatic goes Audio

Audio-Werbeplätze automatisiert und datenbasiert ein- und verkaufen, wie Display-Werbung: Das geht. Die technologischen Hürden sind bewältigt, durch die digitale Audio-Nutzung liegen die notwendigen Daten vor und 2017 gilt bereits als das Jahr für Audio Programmatic. Im vergangenen Jahr hat die Agentur Zenith gemeinsam mit Das Örtliche eine Kampagne in Deutschland gelauncht, bei der zehn unterschiedliche Spots an verschiedene Zielgruppen ausgeliefert wurden. Weiterlesen

Der neue Audio-Boom – Teil 1

Das Gehör lässt sich nicht abschalten. Innerhalb von Sekundenbruchteilen lösen wenige Noten eines Songs, Bruchstücke eines Wortes Emotionen in uns aus. Auch Werbetreibende wissen um diese Kraft. Die erste Audio-Anzeige lief bereits 1922 im Radio. In diesem Jahrtausend sorgen neue Geräte und Technologien dafür, dass wir alle Arten von Audio-Content mobil und wann und wo wir wollen konsumieren können.

Ob Podcast, Radio per Internet, UKW oder DAB+, Streamingdienste, sprachgesteuerte Software oder Unternehmen, die Audio Branding für die eigene akustische Präsentation nutzen: Sprache und Audio-Content ist in unserem Alltag immer präsenter. Gute Zeiten für Storytelling und Marketing also. Doch welche Möglichkeiten gibt es für Werbetreibende, den Boom von Audio zu nutzen und ihre Zielgruppen noch stärker – im wahrsten Sinne des Wortes – anzusprechen?

Das ist der erste Teil der zweiteiligen Serie „Der neue Audio-Boom“. Im zweiten Teil sind die Themen unter anderem: Radio wird Audio, sprechende Werbung, Programmatic Audio und Audio Branding. Eine kurze Version des Artikels ist in der Printausgabe 5 / 2017 von LEAD digital, dem Fachmagazin für Digital Business, erschienen.

Das Podcast-Fieber

Als Spiegel Online im März 2017 den Podcast „Stimmenfang“ veröffentlichte, hatte niemand mit dem Erfolg gerechnet. Bereits der 90-Sekündige Trailer landete binnen 48 Stunden auf Platz 1 der Podcast-Charts bei iTunes. In den großen deutschen Verlagshäusern gehören Podcasts bisher nicht zum Repertoire. Matthias Streitz, Mitglied der Chefredaktion bei Spiegel Online und Editorial Chief in Product, verrät: „Wir haben schon lange mit einem Podcast geliebäugelt. Mit einem Podcast erreichen wir unser Publikum in einer ganz anderen Nutzungssituation, als Spiegel Online es kann, sei es mobil oder zum Beispiel zu Hause in der Küche. Deswegen ist für uns ist der gesamte Bereich Audio und Podcasts strategisch interessant.“ Stimmenfang“ ist ein 15-minütiges Format und wird von einer Werbebotschaft begleitet, die zu Beginn von der Moderation eingesprochen wird. Bei weiteren Podcasts und längeren Formaten ist Spiegel Online offen für andere Arten der Werbeplatzierung an anderen Stellen. Weiterlesen

Architektur: So kam das Bauhaus nach Tel Aviv

Tel Aviv, gilt als die Bauhaus-Stadt schlechthin. Im Zentrum der Startup-Supercity am Mittelmeer stehen rund 4.000 Gebäude, zu einem großen Teil von Bauhaus-Architekten im International Style erbaut. Das ist mehr, als irgendwo sonst auf der Welt. 2003 erklärte die UNESCO dieses Freilichtmuseum der Architektur zum Weltkulturerbe. Das Faszinierende an diesem Ensemble sind die unterschiedlichen Handschriften der Architekten, die Stilvarianten, der gesellschaftliche Hintergrund, vor dem diese Häuser gebaut wurden, und nicht zuletzt die Kulisse: die Gartenstadt Tel Aviv, in einem heiß-feuchten Klima. Selbst wenn heute nicht mehr alle Häuser strahlendweiße Fassaden haben, manche sind braunschattiert, gräulich-pastellig, unrenoviert und unverputzt, so erkannt man doch schon auf den ersten Blick ihre stilistische Herkunft.

Bevor das Bauhaus nach Tel Aviv kam

Tel Aviv wurde 1909 gegründet. Es gab ein paar wenige Häuser, unter anderem von deutschen Templern – die auch heute noch dort stehen und einem kurz das Gefühl geben, in Bayern zu sein – ansonsten viel Dünensand, Hitze, das Mittelmeer im Westen und im Norden den Fluss HaYarkon. Meir Dizengoff, seinerzeit Bürgermeister von Tel Aviv, beauftragte 1925 den Schotten Sir Patrick Geddes damit die Stadt so zu planen, dass sie genug Platz für das erwartete Bevölkerungswachstum bietet. Geddes entwarf einen Masterplan mit breiteren Verkehrs- und schmaleren Wohnstraßen, Wohnblöcken, sozialer Infrastruktur und kurzen Wegen. Er baute Tel Aviv als Gartenstadt nach europäischem Vorbild, mit dem entscheidenden Unterschied, dass er die Grünanlagen in die Stadt integrierte. Geddes gab den Rahmen und den Grundriss vor, in dem eine neue Architektengeneration wirken sollte.

Die Bauhaus-Architekten von Tel Aviv

Bereits in den 20er Jahren sind viele der künftigen Bauhaus-Architekten Tel Avivs aus Osteuropa nach Palästina immigriert. Von dort aus gingen sie an die modernen, renommierten europäischen Architekturschulen und studierten unter anderem bei Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe am Staatlichen Bauhaus. In den 30er Jahren verließen viele von ihnen Europa endgültig. Rund zwei Dutzend ehemalige Bauhausschüler emigrierten nach Palästina. Einer der wichtigsten Vertreter der Zeit war Arieh Sharon. 1920 kam der gebürtige Pole im Alter von 20 Jahren nach Palästina. 1926 ging er ans Dessauer Bauhaus und nahm bei Walter Gropius sein Studium auf. Er absolvierte bei Hannes Meyer, in dessen Berliner Architekturbüro er parallel zum Studium bis 1931 arbeitete. 1932 verließ er Deutschland und ging nach Tel Aviv.

Anfang der 1930er Jahre schlossen sich die emigrierten europäischen Architektur-Kollegen zusammen, neben Arieh Sharon waren es unter anderem Dov Karmi, Ze´ev Rechter, Carl Rubin, Josef Neufeld, Richard Kaufmann, Genia Averbuch, Shmuel Mestechkin, Shlomo Bernstein, Munio Gitai-Weinraub und Josef Berlin. Nach dem Berliner Vorbild nannten sie ihre Architekten-Vereinigung HaChug (hebräisch für „der Ring“, so hieß das deutsche Pendant), gaben die Zeitschrift HaBinjan („Der Bau“) heraus, gewannen stetig an Einfluss und Bedeutung in der Stadt und begannen, die Mittelmeermetropole Tel Aviv zu bauen. Die Bevölkerung wuchs rasant. Den Architekten ging es um die Ästhetik der Effizienz, den Leitgedanken des Bauhauses „Form follows Function“, „Wohnen für alle“ und „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ – Maxime, die perfekt zu Zeit und Ort passten.

Wohnen für alle

Die Stadtplanung von Sir Patrick Geddes und das Klima gaben den Rahmen vor: Der Wind kommt von Westen, es ist bisweilen unerträglich heiß und es gab noch keinen Schatten durch Bäume oder Bauten. Es musste schnell gehen und so wurde mit dem Material gebaut, das da war, vorrangig mit Beton, auch Glas, aber Eisen war schwierig zu beschaffen. Die Architekten passten ihr in Europa erlerntes Handwerk und ästhetisches Empfinden den Bedingungen des Ortes an und schufen so die markanten zwei- bis dreigeschossigen Häuser mit ihren oft umlaufenden, abgerundeten Balkonen, die für Luftzirkulation sorgen. Kleine, schlitzartige Fenster verhindern das Aufheizen der Räume. Die Flachdächer dienen als Nutzfläche und abendlicher Treffpunkt der Hausgemeinschaft. LeCorbusiers Säulenprinzip ermöglicht, unter den Häusern noch einen Garten anzubauen, zusätzlich zu den Grünflächen, die der Geddes-Plan vorgesehen hatte. Schnörkellos, schlicht, geprägt von den zeitgeistigen Vorstellungen der Architekten und von unglaublich moderner Präsenz – so entstand Tel Aviv, übersetzt: „Hügel des Frühlings“.

2019 wird das Bauhaus 100 Jahre alt. Die Architekten von damals haben für wachsende Gesellschaften und nach ihren neuen Prinzipien gebaut – Motive, die heute aktueller sind denn je, wenn wir uns mit Urbanisierung, wachsenden Städten und Smart Cities beschäftigen, die derzeit für die Zukunft geplant werden. Auch hier kann und wird Architektur wieder eine entscheidene Rolle spielen und gesellschaftliche Kontexte sichtbar und erlebbar machen. In Tel Aviv lässt sich bei meist strahlendem Sonnenschein schön Eintauchen in diese faszinierende Verwobenheit von Architektur- und Gesellschaftsgeschichte.

Der Artikel ist ähnlich bei Stylemag erschienen http://www.stylemag.net/2016/10/27/architecture-so-kam-das-bauhaus-nach-tel-aviv/

Weiterführende Lektüre:

Es gibt nicht viel Literatur, die sich mit den Lebenswegen und dem Schaffen der Architekten in Tel Aviv dieser Zeit beschäftigt. Erfreuliche Ausnahme: Das gerade erschienene Buch „Kibbutz und Bauhaus- Arieh Sharon und die Moderne in Palästina“ von Wiebke Dursthoff.

 

Smart City Wien – Interview mit Mag. Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien

Wie kann der Wandel einer existierenden Stadt zu einer Smart City gelingen? Wien hat sich diese Frage schon früh gestellt. Bereits im März 2011 hat der Wiener Bürgermeister die Initiative „Smart City Wien“ ausgerufen. Seit 2014 sorgt nun Mag. Ulrike Huemer als CIO, Chief Information Officer, für die Vernetzung und Kooperation aller am Umbau beteiligten Akteure. Für sie spielt die IKT in der Smart City eine zentrale Rolle und kann „als ihr Nervensystem verstanden werden“. Susanne Weller hat nachgefragt, welche Faktoren außerdem wichtig sind.

Wien ist Vorreiter beim Umbau zur Smart City. Was ist das Erfolgsrezept?

Ulrike Huemer: „Die Smart City Rahmenstrategie ist von einem ganzheitlichen und partizipativen Ansatz geprägt. Im Unterschied zu anderen Smart City Konzepten in Europa wie auch in Asien stellt Wien nicht die Technologien in den Mittelpunkt, sondern die BewohnerInnen der Stadt und deren Nutzen. Es geht uns darum, gemeinsam mit der Bevölkerung und den Unternehmen Stadt zu entwickeln und zu gestalten. Technologie wird dazu als Mittel zum Zweck optimal eingesetzt. Es ist uns besonders wichtig, die BürgerInnen durch den Einsatz von partizipativen Methoden stärker zu aktivieren und deren Meinung und Wissen zu nutzen. Das zeigt auch der Slogan „1,8 Millionen Gehirne nutzen wir sie“.

Digitalisierung bedeutet immer auch Transformation: Wie schafft es Wien, auch nicht-digitale Menschen für die Neuerungen zu begeistern und einzubeziehen?

Ulrike Huemer: „Mir ist es wichtig, dass Digitalisierung als Thema erkannt wird, das sämtliche Lebensbereiche, wie Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Gesellschaft, Bildung, Verwaltung, Forschung etc. erfasst, beeinflusst und verändert. Diese Tatsache der Transformation bereitet den Menschen Sorgen und erzeugt Angst. Dieser Angst kann man mit Transparenz und Partizipation begegnen.
Technologieeinsatz ist wichtig und nicht mehr wegzudenken, aber man darf die Menschen und deren Anliegen dabei keinesfalls aus den Augen verlieren! Deswegen wurde z.B. die Digitale Agenda Wien, die Digitalisierungsstrategie, in einem Crowdsourcing-Projekt mit rund 1000 BürgerInnen und UnternehmerInnen entwickelt. Derzeit entsteht eine neue Stadt Wien App, die Usability wird in BürgerInnen-Workshops erarbeitet. Das sind Beispiele für Projekte, bei denen wir gemeinsam Lösungen für existierende Bedürfnisse finden.“

An welchen Berührungspunkten kommen BürgerInnen mit der Smart City Wien in Kontakt?

Ulrike Huemer: „Smart City Wien bedeutet u.a. die Stadt der kurzen Wege. Das E-Government der Stadt Wien wird so modernisiert, dass Dienstleistungen und Services uneingeschränkt online zur Verfügung stehen.
In der Seestadt Aspern – ein neuer Stadtteil für 30.000 Menschen und unser Smart City Living Lab mit einer Industry 4.0 Pilotfabrik – werden derzeit Technologien für Smart Meter, Smart Living, Data Analytics gemeinsam mit der dort lebenden Bevölkerung getestet. Diese Aktivitäten machen die Smart City sichtbar und erlebbar, sie schaffen Vertrauen.“

Woran können BürgerInnen den Mehrwert „ihrer“ Smart City Wien erkennen, was hat die Smart City Wien, was Wien nicht hatte?

Ulrike Huemer: „Die BürgerInnen erkennen Smart City Wien durch neue und transparente Möglichkeiten, an der Stadtentwicklung mitzuwirken, die Lebensqualität bleibt im gewohntem Ausmaß erhalten, die Wege werden kürzer und vor allem nutzerInnenfreundlicher und die Stadtverwaltung wird effektiver und effizienter. Darüber hinaus fördert der Technologieeinsatz den Wirtschafts- und Forschungsstandort und das schafft Arbeitsplätze. Wien wird somit in Zukunft nicht nur bekannt für Musik, Kultur und Geschichte sein, sondern als Digitale bzw. technologische Stadt wahrgenommen werden.“

Mag. Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien, bei Twitter: @UlrikeHuemer

Weitere Informationen:

www.wien.gv.at

www.digitalcity.wien

www.digitaleagenda.wien

Das Interview ist Teil der losen Artikelserie zu Smart Cities. Weitere Folgen beschäftigen sich künftig mit smarter Energieversorgung, Sicherheit, IoT für Smart Cities, Konzepten und Akteuren.

 

 

Smart City: Die Stadt der Zukunft entsteht aus Sensoren

Die Zeit drängt: Laut einer Studie der UN werden 2050 rund 66 Prozent der weltweiten Bevölkerung in Städten leben – derzeit ist es gut die Hälfte. Deswegen arbeiten Architekten, Stadtplaner, IT-Experten, Politiker und Bürger gemeinsam an Visionen und Konzepten für die Stadt der Zukunft. Und so, wie Amsterdam auf Heringsgräten gebaut sein soll, St. Petersburg aus Schlamm entstand und Venedig auf Inseln steht, bilden jetzt Sensoren das Fundament für die Stadt von Morgen. Sie sind der Grundbaustein für die Smart City, die Stadt eines neuen Typs, in der Gebäude, Straßen, Gehwege und Stadtmobiliar untereinander und mit den Smartphones und Wearables der Bürger und Besucher vernetzt sind, kommunizieren und Daten in Echtzeit tauschen. Weiterlesen

Ausstellung: Big Bang Data – What does Data mean to you?

Pro Tag produzieren wir Daten in gigantischen Mengen. Laut der Studie „The Digital Universe – EMC“ von EMC und IDC werden wir im Jahr 2020 mit 44 Billionen Gigabytes genauso viele digitale Bits pro Jahr erzeugen, wie es Sterne im Weltall gibt. Wie wirkt diese Datenflut auf uns Menschen, wie verändert sich unsere Wahrnehmung? Was macht es mit uns, wenn immer mehr Sensoren zwar Probleme lösen, Städte als Smart City bauen oder wandeln, für eine bessere Vernetzung und schnellere Kommunikation sorgen, auf der anderen Seite aber auch tief in unseren Lebensrhythmus eingreifen?

Die Wanderausstellung „Big Bang Data – Singapur“ widmet sich diesen Fragestellungen. Derzeit macht sie zum ersten Mal in Asien, in Singapur, Station und Dorothea Kriele, Coach und Traveller aus dem Weller-Media-Netzwerk, hat sie sich angeschaut und ein paar Fotos mitgebracht.

„Big Bang Data“ ist in acht Themenkomplexe eingeteilt, darunter „Understanding the Cloud“, „The Data Explosion“, „I am Data“, „We are Data“, „What Data can´t tell“ und „Data for the Common Good“. Jeder Bereich ist durch Arbeiten von unterschiedlichen internationalen Künstlern, Designern, Journalisten und Innovatoren und zum Teil interaktiven Informationen geprägt. Das Besondere der Ausstellung liegt in der Visualisierung der ansonsten unsichtbaren Datenflut, Bits und Bytes bekommen ein Gesicht. Das erleichtert das Innehalten und Nachdenken über die einzelnen Themen.

Singapur spielt als Stadtstaat und Smart Nation eine besondere Rolle beim Umgang mit Daten. Kaum eine andere Stadt der Welt ist so weit fortgeschritten im Umbau einer existierenden Stadt zu einer Smart City. Daten liefern den Rohstoff, auf dessen Basis das Leben der BewohnerInnen verbessert werden soll. Die Ausstellung zeigt Beispiele für die Smart Nation – weist aber auch auf Grenzen hin, die durch die alleinige Nutzung von Technologie entstehen.

Initiiert wurde „Big Bang Data“ in Singapur von ArtScience Museum, Coproducer sind CCCB, Centre de Cultura Contemporània de Barcelona und Fundación Telefonica.

Falls jemand der LeserInnen in der Nähe ist: Die Ausstellung läuft noch bis zum 16. Oktober 2016, täglich von 10 bis 17 Uhr im Art Science Museum, Singapur. Mehr Informationen:

(c) Dorothea Kriele

Ingo Günther – World Processor (c) Dorothea Kriele

Data For The Common Good (c) Dorothea Kriele

Data For The Common Good
(c) Dorothea Kriele

What Data Means To You (c) Dorothea Kriele

BesucherInnen hinterlassen ihre Antwort auf die Frage: What Data Means To You (c) Dorothea Kriele

(c) Dorothea Kriele

(c) Dorothea Kriele

 

Programmatic Advertising: Der Markt bewegt sich

Den Weg der Werbung vom Sender zum Empfänger zu verkürzen ist das Ziel von vielen Unternehmen aus den Bereichen Werbetechnologie (Ad Tech) und Marketing-Software. Es geht darum, Werbung mit der passenden Botschaft über den richtigen Kanal – das ist der, den die Zielgruppe auch tatsächlich nutzt – zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Zielgruppe oder noch besser, zugeschnitten konkret auf die Person, auszuspielen.

Das geht – und Programmatic Advertising ist das Zauberwort dazu. Nach anfänglichem Zögern nutzen nun auch in Deutschland immer mehr werbetreibende Unternehmen und ihre Mediaagenturen auf der Nachfrageseite und Publisher auf der Angebotsseite diese Möglichkeit des automatisierten, auf Algorithmen und Daten basierenden Ein- und Verkaufs von Online-Werbeplätzen. Der Markt ist hoch innovationsgetrieben und das Volumen enorm, Marktzahlen aus dem Oktober 2015 stehen unter anderem bei Adzine. Genauso enorm ist die Anzahl der Marktteilnehmer, wie die Übersicht von LUMA hier in dem Beitrag zeigt, Details gibt es bei LUMAPartners. Jeder möchte am leckeren Kuchen Programmatic naschen und jedes Jahr klingt der Ruf nach Konsolidierung. Bisher ist aber relativ wenig passiert, was dazu beitragen würde, die Anzahl der Marktteilnehmer signifikant zu verringern.

Das könnte sich jetzt ändern. Zumindest kommt mit der Ankündigung des Softwareunternehmens SAP, in den digitalen Werbemarkt einsteigen zu wollen, Bewegung in die Branche (Hintergründe bei Horizont.net). Das Unternehmen bietet künftig eine eigene Plattform, die werbungtreibende Unternehmen direkt mit Publishern verbinden soll. Diese so genannten Media-Exchange-Plattformen sind keine Neuerfindung, die gibt es in der Branche schon länger. Neu ist, dass SAP jetzt offiziell in diesem Markt ein eigenes Produkt anbietet.

SAP fiel als Player im Bereich Programmatic Advertising bislang nicht auf. Das Marktvolumen für Programmatic Advertising ändert sich nicht. Ändert sich jetzt der Markt? Wenn ja, wie? Eine kurze Einschätzung von Martin Meyer-Gossner, Partner im Netzwerk von Weller Media und Experte für digitale Strategien.

Für wen stellt SAP Konkurrenz dar?

Grundsätzlich muss sich auch SAP in einem stark umkämpften Advertising-Markt erstmal positionieren und zurechtfinden. Schließlich ist das Unternehmen bislang weniger als Marketingspezialist aufgefallen. Allerdings hat SAP natürlich bei allen Firmen faszinierende technologische Möglichkeiten an Unternehmensdaten heranzukommen, wenn die Software dort als Warenwirtschaftssystem oder im Bereich CRM bereits läuft. Da lässt sich ein Daten-Austausch schnell, ohne Datensilogerangel und ohne Drittanbieter durchführen, vorausgesetzt die Unternehmen vertrauen SAP beim Daten-Handling.

Welche Geschäftsmodelle werden betroffen oder sogar beeinträchtigt?

Daten sind das Öl der Unternehmen, wie ich auch immer noch gerne bei Events anmoderieren darf. Das Zurückspielen oder Abgleichen von Daten mit Exchange-Plattformen bleibt auch heutezutage die fragwürdige Unbekannte im Media-Geschäft. Je direkter der Weg zwischen Anbieter und Nachfrager von Werbeplätzen, um so weniger sehen Kunden vermeintlich Produkte, die sie schon gekauft haben. Zum Vorteil für die werbetreibenden Unternehmen. Agenturen und Drittanbieter werden sicher nicht sehr glücklich darüber sein, denn es kommen mit SAP und weiteren, die sich bereits angekündigt haben, Player auf den Markt, die viel technologische Intelligenz mitbringen und dann auch noch direkten Einblick in hohe und komplexe Datenbewegungen erkennen. Das könnte ein Vorsprung sein.

Kommt es jetzt zur viel beschworenen Konsolidierung im Markt?

Wer sich mal die Lumascapes angesehen hat, mag eine Konsolidierung des Marktes vorhersehen. Dennoch ist die Frage, ob der Markt nicht eher komplexer wird, wenn jetzt die Marken selbst mitmischen. Eins steht fest: Es bleibt spannend und wir werden bei der dmexco im September ordentlich Gesprächsstoff für die Panels haben.

Susanne Weller schreibt jetzt für Stylemag.net

Daily News aus den Bereichen Fashion, Kunst, Kultur und den guten Dingen des Lebens: Das gibt´s im Online-Magazin Stylemag.net. Susanne Weller wird dort jetzt regelmäßig über Architektur und Kunst schreiben. Den Auftakt macht „Glass, Needles and Pins – Kunst von Dafna Kaffeman und Silvia Levenson in der Galerie Lorch+Seidel„.

„Glass, Needles and Pins – Kunst von Dafna Kaffeman und Silvia Levenson noch bis zum 4. Juni 2016 in der Galerie Lorch+Seidel, Berlin-Mitte“

Politische Kunst ist oft laut, klagt an, provoziert – wirkt als WOW-Moment, hinterlässt aber nur selten ein nachhaltiges Gefühl. Nicht so bei Dafna Kaffeman, einer der bekanntesten israelischen Künstlerinnen, und der in Argentinien aufgewachsenen Silvia Levenson. Beide sind international bekannt für ihre Glasarbeiten – und als Aktivistinnen. Sie kommentieren aktuelle soziale und politische Ereignisse durch Objekte und Assemblagen und treffen mitten ins Herz der Gesellschaft. Der Kontext jedes Werks ist nicht mehr nur der inszenierte Moment, beleuchtet aus einer anderen, der künstlerischen, Perspektive, sondern die Gesellschaft in ihren Ungleichgewichten. Weiterlesen bei Stylemag.net

Smart Future

Ein paar persönliche Worte zum Start dieses Blogs

Als ich zum Ende meines Studiums ein terminologisches Wörterbuch Deutsch-Französisch über Fischereiwesen in der Nordsee anmeldete, lachte mein Professor: „Du musst die Begriffe definieren, in Kontext und Hierarchie bringen, das geht bei dem Thema nicht“.

Ich schrieb das Wörterbuch und fing an, Kommunikation und Sprache zu zerlegen, setzte mich mit Linguistik, Sprachwissenschaft und mit der Technologie zum Management von Terminologie auseinander. Meine neuen Lieblingsthemen waren Recherche, Analyse von Kommunikationsstrukturen und Sprache, Semantik, Kontext, Definitionen, Wortfelder.

Strategisches Storytelling

Die Faszination vom Sortieren und Zerlegen von Sprache und Kommunikation ist geblieben. Wenn ich heute Artikel schreibe oder für Unternehmen mit dem Auftrag arbeite, den Content zu suchen, in Form zu bringen und über die passenden Kanäle zu verbreiten (Stichwort: Content Hub) oder Themen und Personen bekannt zu machen, macht mir das so viel Spaß, wie damals meine Diplomarbeit. Anders als im Privaten, wo Sprache und Kommunikation durchaus Wellness- und Wohlfühlzwecke erfüllen kann und nicht nur zum puren Informationsaustausch dient, kann Reden aus Gründen des Selbstzwecks bei Unternehmen schnell dazu führen, dass keiner mehr zuhört, weil die Relevanz fehlt.

Heute ist es zugleich einfacher und schwieriger, direkt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die man ansprechen möchte. Einfacher, weil in der digitalen Welt neue Räume entstanden sind, in denen man ins Gespräch kommen kann und Technologien die Wege dorthin ebnen. Schwieriger, weil so viel an Content produziert wird, dass es in diesen Räumen sehr laut geworden ist und man gute Argumente braucht, um sich darin Gehör zu verschaffen.

Hier ist im Vorteil, wer stimmig und strategisch kommuniziert. Ein Corporate Image entsteht in den Augen und im Kopf der anderen. Eine Marke, ob Person, Produkt oder Unternehmen, kann mit dem Markenkern, der Positionierung und allen anderen strategischen Entscheidungen die Weichen stellen, dass das Image nach Wunsch entsteht. Die passenden Bilder, die passende Corporate Language und die passenden Geschichten, schaffen die optimalen Voraussetzungen für Kommunikation mit Ziel und Zweck.

Der Kontext entscheidet

Selbst wer bis jetzt alles richtig gemacht hat muss noch die Herausforderung bewältigen, die Logistik des Contents zu meistern und den Kontext herstellen. Es klingt wie ein Marketing-Hülse, ist aber dennoch richtig: Der Kontext des Empfängers entscheidet darüber, ob eine Botschaft, eine Geschichte, ankommt und wie sie wirkt. Der ganze Kosmos um Content, SEO, Storytelling dreht sich um die richtigen Worte und Bilder, die zum richtigen Zeitpunkt die richtige Person erreichen. Das ist spannend, komplex und zum Teil planbar.

Auf in die Smart Future

Smart Future ist das, worum es in diesem Blog gehen wird. Sensoren sind die Synapsen der Technik. Wer sind die Baumeister unserer smarten Zukunft, wie geht das, wie erfolgt Kommunikation zwischen Maschinen untereinander und mit Menschen, wie wirken Wörter überhaupt, was ist Priming, wieso ist interkulturelle Kommunikation so schwierig? Das sind die Themen, die mich derzeit beschäftigen und über die ich hier im Blog berichten werde. Gespräche darüber, Anregungen und Inspirationen sind willkommen.